Mit dem Rad die Donau entlang von Donaueschingen bis Budapest
21.07.2025 - 10.08.2025
Zusammen mit meinem Vater (67 Jahre), werde ich dieses Jahr die erste Hälfte der Donau von Donaueschingen bis Budapest beradeln. Begleitet werden wir per Auto von meiner Mutter.
Die geplanten Tagesetappen haben eine Länge von etwa 100 km.
Gefahrene km (gesamt): 1.262
Höhenmeter (gesamt): 4.046
Durchschnitt exkl. Pausen: 22,4 km/h
Durchschnitt inkl. Pausen: 17,7 km/h
Zeit im Sattel: 56,5 Stunden
Durchschnitt Etappenlänge: 114,8 km
Reifenpannen: 0
Liter getrunken: 25
Bananen-Zähler: 0
Verschluckte Insekten: 1
Von Donaueschingen nach Herbertingen, 116 km, 702 Hm
Obwohl die Wetterprognose für heute eher düster aussah und es auch in der Nacht ordentlich geschüttet hatte, war es nach dem letzten Aufwachen fast trocken. Warum nach dem letzten Aufwachen? Weil direkt vor dem Fenster ein Kirchturm stand, der einen die ganze Nacht im viertelstündigen Rhythmus die Uhrzeit in den Kopf hämmerte. Aber so wussten wir wenigstens die ganze Zeit, wie lange wir noch liegen konnten ;)
Das Frühstück war dann ein Versuch der Entschädigung. Üppig und sehr abwechslungsreich. Nachdem die Fahrräder beladen waren, ging es los. Direkt eine Schussfahrt in den unteren Teil der Stadt Richtung Donauquelle. Sehr schön hergerichtet und sauber. Zwei andere Radler wollten auch gerade die Tour starten, mussten sich aber in die Warteschlange einreihen, bis unser Foto-Shooting beendet war.
Nachdem das erste Beweisfoto nun also endlich im Kasten war, ging es offiziell los. Aus Donaueschingen über Felder und durch Wälder, die Donau immer in Sichtweite. Das Wetter war zwar nicht ideal für Fotos (die Auswahl unten ist von den späteren Stunden), aber zum Radeln herrlich. Kein Regen und keine Sonne bei angenehmen Temperaturen, bei denen man nicht ins Schwitzen kam. Also fast nicht. Doch dazu gleich mehr.
Denn nach ein paar Kilometern durften wir unser Können als Mechaniker unter Beweis stellen. Am Wegesrand versammelte sich eine Traube an Menschen um ein liegengebliebenes Rad. Die Kette hatte sich eingeklemmt und eine Weiterfahrt wäre nur mit erheblichem Kraftaufwand und Verschleiß möglich gewesen. Also das Werkzeug ausgepackt und mit vereinten Kräften die Kette befreit. Noch etwas Feinjustage und schon waren alle wieder glücklich.
Gegen Mittag wurde der Himmel lichter und Stück für Stück zeigte sich die Sonne, als wir durch das verschlungene Donautal fuhren. Eine kleine Überraschung bot sich uns jedoch noch. Das Höhenprofil sah eher so aus, als wenn wir von der Quelle bis nach Budapest nicht treten müssten, eine ständige Abfahrt. Doch wenn man etwas ins Profil hereinzoomt, kommen so kleinen Spitzen zum Vorschein, die es teils in sich hatten. Aber ansonsten wäre es doch auch langweilig, oder?
Nach 74 km habe wir uns angeschaut und beratschlagt, wie weit wir heute noch fahren wollen. Es am ersten Tag zu übertreiben, ist selten eine gute Idee. Und so denke ich, dass wir eine gute Lösung gefunden haben. Noch fix ein Hotel gebucht, Zimmer bezogen und wie es unser Glück so will - ein Kirchturm vor dem Fenster... Niemand hat gesagt, dass es einfach werden wird ;)
Von Herbertingen nach Dillingen, 141 km, 616 Hm
Nach einer überraschend erholsamen Nacht trotz Glockenturm vor dem Fenster, der von allen drei Zimmergenossen eher zaghaft als brutal nervtötend wahrgenommen wurde, sollte es heute etwas entspannter zugehen. Immerhin waren vor der Reise Etappen von 80 bis 100 km geplant. Doch diese Idee wurde nach wenigen ersten Kilometern entwurzelt. Denn der Wind hatte alles unternommen, uns genau in die Fahrtrichtung zu tragen. Mit 30 km/h über die Wege durch die Maisfelder fühlte es sich teilweise windstill an. Nur der Rollwiderstand des Gummis auf dem Asphalt war unser Gegner. Und der war leicht zu besiegen.
Ja, Asphalt. Der Abwechslungsreichtum ließ auf der zweiten Etappe etwas nach, was uns aber in die Karten spielte. Auch der angekündigte kurze Regen blieb aus, sodass die Kilometer nur so über den Tacho purzelten. Die Marke der restlichen 1000 km bis Budapest konnten wir auf der Strecke reißen, was einen zusätzlichen Schub an Motivation gab.
Wieder einmal sind wir in den Tag gestartet, ohne das Höhenprofil zu studieren. Aus meiner Sicht auch sinnlos, denn Alternativen gibt es nicht. Donauradweg ist Donauradweg. Und ein bisschen Überraschung auf der Strecke bringt eine Prise Würze ins Spiel. Und so wurden wir am Vormittag mit so einigen derben spontanen Höhengewinnen versorgt, die bei einigen Beobachtern Respektverkündungen hervorriefen. Zack, wieder ein Motivationsschub ;)
In einem Waldstück hatte ich noch eine kleine Begegnung mit der wilden Natur, als sich plötzlich von rechts eine Schlange aus dem Dickicht auf den Weg direkt vor mein Vorderrad schob. Wir beide sind mit dem Schrecken davon gekommen, Glück gehabt. So ein Schlangenbiss im Reifen hätte nur unsere Weiterfahrt verzögert :P
Da die 140 km trotz des Rückenwindes nicht ganz spurlos an uns vorbeigegangen sind, haben wir uns sehr über ein paar Liegen am Donauufer (Bild unten) gefreut. Eine willkommene Abwechslung, die man jedoch nicht unterschätzen darf. Nur 10 Sekunden zu lang darauf zu liegen, kann eine tückische Müdigkeit hervorrufen und die Etappe wäre gelaufen gewesen. Gerade noch rechtzeitig konnten wir den unsichtbaren, aber mächtigen Fängen der Bank entkommen. Denn wir hatten ja ein Ziel vor Augen und diesem sind wir heute ein gutes Stück näher gekommen.
Von Dillingen nach Ingolstadt, 98 km, 344 Hm
Wie angekündigt starteten wir heute bei leichtem Sonnenschein und einer angenehmen Portion Rückenwind. Nicht zu viel, um wenigstens noch vom Fahrtwind gekühlt zu werden. Das war heute wichtig, denn die Temperaturen stiegen im Tagesverlauf auf etwa 26 °C.
Die ersten 30 km waren für meinen Geschmack etwas eintönig. Über asphaltierte Landstraßen ging es durch die hiesigen Weizen- und Maisfelder. Dann folgte endlich ein kleiner bewaldeter Abschnitt bei einer von den zahlreichen Staustufen. Zeit für eine erste kurze Pause.
Da der Weg bisher sehr abseits der Donau verlief, empfand ich es ausgesprochen angenehm, nun wieder näher am Gewässer radeln zu dürfen - größtenteils auf asphaltierten und sehr breiten Radwegen. Vermutlich waren das einmal Straßen, die dann umgewidmet wurden.
Eine Überraschung hatte die Streckenführung auch heute für uns parat. Teilweise ging es wieder kräftig bergauf und bergab. Hinter einer Baustelle, durch die wir uns mit Erlaubnis der Bauarbeiter durchschlängeln durften, wartete ein kurzer Anstieg von respektablen 16,6 % Steigung. Die nächste Abfahrt war Belohnung genug für den Kraftakt.
Im weiteren Verlauf bemerkte ich, dass hinter uns ein Gravel-Pärchen auftauchte. Nach einigen Malen, die wir uns gegenseitig überholten, fragte ich nach deren Ziel. Ebenso Budapest. Ich denke, dass wir uns die nächsten Tage bestimmt noch einmal sehen werden, es würde mich freuen!
In Neuburg aßen wir eine Kleinigkeit, buchten die nächste Unterkunft in Ingolstadt und kamen mit Einheimischen in kleine Plaudereien. Vorzugsweise über Rad-Themen - das lag aufgrund unseres Outfits auf der Hand.
So, ihr habt euch bestimmt schon gefragt, wieso heute nur 98 km, obwohl das Wetter so gut und passend war? Nun, ich hatte heute früh schon einmal in das Hotel-Angebot geschaut (ja, wir Weicheier übernachten in Hotels) und da war die Auswahl zwischen ca. 100 und 150 km Etappenlänge. Wir haben uns für die kürzere Entfernung entschieden. Da wir bereits einen guten Puffer herausgearbeitet haben, war das aus meiner Sicht die richtige Entscheidung. Ich merke auch etwas die letzten beiden Tage, die mir die Energie aus dem Körper gesogen haben. Bei der Ankunft habe ich direkt erst einmal eine Stunde geschlafen.
Der andere Vorteil des frühen Etappenziels ist, dass wir nun noch den Ort besichtigen können. Und das werden wir jetzt tun.
Von Ingolstadt nach Wiesent, 118 km, 503 Hm
Der heutige Tag startete ungewöhnlich. Statt des morgendlichen Sonnenscheins perlten bereits die ersten Regentropfen über die Fensterscheibe des Hotelzimmers. Also ab in die wetterfeste Kleidung, um halbwegs trocken durch den Tag zu kommen. Die Prognose sagte aber bereits zum Mittag hin ein Nachlassen voraus.
Ich muss gestehen, dass ich Regen überhaupt nicht schlimm finde. Ganz im Gegenteil, ich genieße diese besondere Stimmung, die frische Luft, den Duft der Pflanzen, der dann besonders zur Geltung kommt und den Umstand, dass dann weniger Leute unterwegs sind. Die Kleidung war bereits von vergangenen Touren erprobt und bot dem Nass von außen keine Chance, das Innere zu erreichen. Andersherum übrigens auch nicht, aber das behalten wir mal für uns ;)
Gestern Abend bin ich ja nach der Etappe extrem müde im Ziel angekommen. Danke an alle Statistik-Auswerter, die mich darauf hingewiesen haben, dass ich zu wenig getrunken habe. Ich bin auf eurer Seite und habe mich heute gebessert. Das führte zwar zu deutlich mehr Stopps, aber die waren es sicher wert.
Wie angekündigt, ließ der Regen gegen Mittag nach und wen sahen wir plötzlich vor uns? Das Gravel-Pärchen von gestern. Nach den gesellschaftlich anerkannten Floskeln der Begrüßung haben wir noch ein paar Worte gewechselt bezüglich der Übernachtung (die beiden im Zelt, wir im Hotel), bevor sie uns am nächsten Anstieg kräftemäßig einen Hauch voraus waren. Doch in Kelheim, der nächsten Stadt, trafen wir uns bereits wieder an einem fotowürdigen Punkt, wo wir weitere Worte tauschten.
Nun hatten wir jedoch einen ungeplanten zusätzlichen Anlaufpunkt zu erledigen. Die Packtaschen meines Vaters zeigten weiteren Verschleiß, ließen sich nicht mehr richtig schließen und begannen sogar Löcher zu kriegen. Neue Taschen kamen nicht infrage, aber es gab Überzieher zu kaufen, die eine Weiterfahrt ohne regengetränkte Fracht erlaubten.
Kurz hinter Kelheim trafen wir wieder auf unsere Mitstreiter, die sich ebenso eine Pause gönnten. Einige Kilometer vergingen, jetzt trocken, bis ein auf der Strecke gelegener Imbiss meinen aufkommenden Hunger zu mildern versprach. Und so kehrten wir ein. Wenig später stießen auch die beiden anderen zu uns an den Tisch. Genug Zeit, um ein wenig mehr zu plaudern.
Da sie einen Tag in Regensburg (noch ca. 20 km entfernt) verweilen wollen, um sich die Stadt genauer anzusehen, wurde das unser Abschied, denn wir werden direkt weiter fahren. (Falls ihr das lest, eine gute und pannenfreie Weiterfahrt und noch viele tolle zukünftige Touren zusammen!)
Vor einem kurzen Abstecher in die Innenstadt von Regensburg war eine kleine Reparatur am Rad meines Vaters nötig. Eine vorangegangene Analyse hatte ergeben, dass einer seiner vorderen Zahnkränze auf dem Weg war, das Weite zu suchen. Noch bevor er sich befreien konnte, haben ihn ein paar gekonnte Handgriffe wieder dahin fixieren können, wo sein Ort der Bestimmung ist.
Die Innenstadt wirkte tatsächlich auf den ersten Blick, als wäre sie eine genauere Besichtigung wert. Viel Zeit zum Staunen blieb uns nicht, denn wir wollten noch etwas Strecke schaffen und hatten hier bereits das nächste Hotel gebucht.
Hinter der Stadt und Richtung Unterkunft versteckte man die Donau lange Abschnitte hinter einem Damm. Ich weiß nicht, warum man das macht, so hässlich finde ich den Fluss gar nicht. Aber da hat wohl jeder seinen eigenen Geschmack ;)
Kurz vor Erreichen des Zielortes begann es wieder zu regnen. Zum Glück war es nicht mehr weit und bereits aus der Ferne konnten wir den Kirchturm der Stadt erkennen und uns daran orientieren. Leider sehr genau an diesem. Denn das Hotel ist gleich nebenan. Ding dong, ding dong. Schön hier ;)
Von Wiesent nach Passau, 141 km, 501 Hm
Wir hatten Glück! Da sich schon andere vor uns über den unsäglichen Lärm beschwert hatten, wurde der Glockenturm nachts abgeschaltet. Und so war uns eine ruhige und erholsame Nacht beschert worden. Die Abfahrt verlief unspektakulär bei etwas zugezogenem Wetter. Nachdem wir ein paar Navigationsschwierigkeiten überwunden hatten, ging es auf der geplanten Route weiter Richtung Südosten.
Der ursprüngliche Gedanke war, die etwa 100 km bis Passau zu fahren und dann abzuschätzen, wie weit wir noch kommen. Doch die Realität sah anders aus. Bereits nach einer Stunde Fahrzeit tauchten die ersten Schilder auf, dass der folgende Donauradweg-Abschnitt gesperrt ist. Doch Barrieren können uns nicht aufhalten und so radelten wir ein ganzes Stück auf dem frisch asphaltierten Abschnitt vorbei an Baustellenfahrzeugen und Baggern. Ein fokussierter Blick in Richtung Radweg gab uns den nötigen Mut, dem wahrscheinlich verachtenden Blick des Baggerfahrers zu entkommen. Hat geklappt, also weiter auf dem jungfräulichen Radweg. Bis dann diese Brücke und noch weitere Bauarbeiter kamen. Der Asphalt war jetzt noch warm, es war kein Durchkommen mehr möglich. Die einzige Richtung war zurück. Bis zum Baggerfahrer. Ein paar hilflose Blicke und Worte unsererseits und wir konnten den Abzweig passieren, den er gerade frisch harkte.
Nach einem erheblichen Umweg brauchten wir eine Pause, um uns zu stärken. Viel Zeit ließen wir uns nicht, denn wir wollten unsere Durchschnittsgeschwindigkeit wieder etwas heben, die gestern etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde. Also wieder aufs Rad und weiter. Doch Moment, waren wir hier heute nicht schon einmal? Ja, waren wir. Also nicht mehr den Umleitungs-Ausschilderungen folgen, sondern der Karte grob Richtung Passau.
Endlich wieder auf der geplanten Route angekommen dauerte es nicht lange bis zur nächsten Baustelle. Es war so weit, wir sind in der Umleitungs-Hölle angekommen! Andererseits ist es auch ganz schön, mal so weit in der Ferne an Magdeburg, den aktuellen Wohnort, erinnert zu werden ;) In der besagten Hölle schauten auch zwei andere Radler sehr fragend in meine Richtung, was mich dazu veranlasste, umzukehren und ihnen Hilfestellung (sofern mir das möglich war) zu geben. Die beiden kamen aus Neuseeland (vermutlich nicht per Rad) und wollten auch in unsere Richtung.
Die Sonne guckte inzwischen ab und zu zwischen den Wolken hervor. Ein tückisches Unterfangen, denn so ist die Überraschung des Sonnenbrandes am Abend gewiss. Ja, ich glaube, so rot bin ich heute nicht in den Tag gestartet.
Nach bereits 110 km waren wir immer noch 30 km von Passau entfernt. Ich brauchte was zu essen und so bot sich das Flugplatz-Restaurant auf der Strecke an. Schön, wenn man im Urlaub an die Arbeit erinnert wird ;) Bei der Streckenplanung in die Jugendherberge ist uns ein kleiner Peak am Ende aufgefallen. Schlappe 140 m solle es also noch auf kürzester Entfernung bergauf gehen. Als wir kurz vor dem Ziel waren, grinste uns ein Schild an: 22 % Steigung. Herrlich nach 140 km in den Beinen. Zu viel für uns, sodass wir den Rest geschoben haben. Als wäre das noch nicht genug gewesen, haben wir ein Zimmer im 6. Stock, ohne Aufzug, bekommen. 114 Stufen bis hoch - da überlegt man sich jeden Weg zweimal. Aber die Aussicht auf die Stadt im Tal ist bemerkenswert!
Und noch etwas: Halbzeit :)
Von Passau nach Enns, 125 km, 309 Hm
Nach einem tollen Gemach hoch über der Stadt mit einem fantastischen Ausblick ging es heute erst einmal den steilen Berg hinunter. Schön langsam und gut gebremst, um keinen Unfall zu bauen. Unten angekommen empfand ich es als eine gute Idee, mal zu prüfen, wie warm die Bremsscheiben geworden sind. Eine sehr kurze Berührung mit der Handfläche verriet mir nicht nur durch den Geruch verbrannter Haut, dass sie sehr heiß war ;) Es ist nichts Schlimmes passiert, aber die Bremsscheibe zeichnete sich noch einige Zeit auf der Hand ab.
Nachdem diese lustige Erfahrung auch gemacht war, ging es weiter. Vorerst trocken, doch der Wetterbericht zeichnete eine düstere Zukunft. Dicht entlang der Donau fuhren wir in teils strömendem Regen dahin. Landschaftlich war es aber sehr schön und am anderen Ufer waren oberhalb der Klippen einige Burgen zu sehen, die an uns vorbeizogen.
Nach 40 km und Dauerregen hatten wir uns an einer heißen Schokolade in einem der direkt an der Strecke befindlichen Cafés erfreut. Der Wirt war zwar sichtlich gestresst, das sollte uns aber nicht die Laune verderben.
Weiter ging es mal linksseitig, mal rechtsseitig des Flusses. Wir passierten weitere Staustufen, die zur Stromerzeugung genutzt werden. Die Anlagen sind schon beeindruckend riesig. In den seichteren Gewässern (meist vor den Staustufen) mehrte sich die Fahrradfähren, um bequem die Seite wechseln zu können. Mitgefahren sind wir bisher aber noch nicht.
Die nächste größere Stadt sollte Linz sein, bei dem heute das erste Mal die Sonne zum Vorschein kam. Ein Ort, durch den ich vor einem Jahr auch bei meiner Deutschland-Umrundung hindurch gefahren bin und von wo aus auch das Foto ganz oben auf dieser Seite stammt. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, eine kleine Pause einzulegen, um von der gleichen Perspektive aus ein aktuelles Foto zu machen.
Als ich mich umdrehte, staunte ich nicht schlecht, als ich eine extrem dunkle Regenwolke genau vor uns in Fahrtrichtung sah. Es folgte eine panische Suche nach einem Unterschlupf. Brücken waren vorhanden, aber idealerweise konnten wir gleich noch etwas zu essen suchen und die nächste Unterkunft planen. Doch was erst aussah, als zöge die Unwetterfront auf uns zu, erwies sich nach einigem Warten und dem Essen im Außenbereichs eines Restaurants als ein Trugschluss. Die Wolke hing einfach an dem Fleck und regnete sich noch in der Ferne ab. Bei der Weiterfahrt sind wir zwar noch leicht nass geworden, aber wir haben es gut überstanden, ohne erneut in die Regenklamotten schlüpfen zu müssen.
Auf den letzten 24 km bis in die Unterkunft bekam mein Vater dann trotz einer Kleinigkeit, die er gegessen hatte, noch einen Hungerast, der aber schnell mit ein paar Keksen und Getränken abgemildert werden konnte.
Auch auf der kurzen Reststrecke hatte ich recht kurzfristig meine Fahrtrichtung geändert, um eine fast verpasste Abbiegung noch zu erwischen. Mein Vater meinte, dass da nicht viel gefehlt hätte und er mit mir kollidiert wäre. Das Quietschen seiner Vollbremsung bestätigte das. Aber nach der Rückfrage meinerseits, ob noch alle da sind, war alles wieder schick ;)
Joa, was gibt es noch zu berichten? Für heute eigentlich nicht mehr viel. Außer, dass unser beider Sitzfleisch langsam an einen kritischen Punkt gekommen ist. Das wird spaßig die nächsten Tage.
Von Enns nach Pöchlarn, 78 km, 138 Hm
Statt eines Glockenturms, der vor dem Fenster stand, hatten wir heute das Dach des Wintergartens. Ich bin mir nicht sicher, ob es in der Nacht wirklich wie aus Eimern geregnet hat, aber es klang schon beängstigend bei dem Gedanken, dass bis Mittag Regen vorhergesagt wurde.
Beim Frühstück waren wir mental und körperlich nicht ganz auf der Höhe. Dies berücksichtigen wir bei der Etappenplanung der nächsten Tage. Heute sollte es eine kürzere Tour werden und danach machen wir einen Ruhetag, um die Körper wieder regenerieren lassen zu können.
Als wir die Räder beluden, ließ auch der Niederschlag nach und wir fuhren die erste Hälfte glücklicherweise im Trockenen. Dafür setzte dann der Regen ein, erst leicht, dann doch ziemlich stark. Die Entscheidung, mal auf die Regenhose und die Schuhüberzieher zu verzichten, erwies sich zumindest bei mir als nachteilig, weil schnell die Füße auskühlten und die Nässe ewig brauchte, um wieder aus den Schuhen zu kommen. Da halfen auch die letzten 15 km ohne Regen nicht mehr.
Da meine Kette mal wieder eine Ölung vertragen konnte, machten wir kurz eine Rast, um die Wartung am Rad durchführen zu können. Blöderweise ist mir dabei die Werkzeug-Plastik-Box heruntergefallen. Kein Problem, könnte man denken. Alles wieder einsortieren und weiter geht's. Doch die Anordnung der Werkzeuge hatte sich über Jahre etabliert, jeder Schraubenschlüssel, Mantelheber, Flickzeug und Ölfläschchen hatten in der Box ihre feste Position. Die Ordnung war in dem Augenblick des Aufpralls auf dem Boden zerschmettert. Da half auch kein Werkzeug-Tetris mehr, die Dose wölbt sich nun beim Schließen und geht nur noch mit beachtlicher Anstrengung wieder zu. Der Preis der Unachtsamkeit.
Letztendlich kamen wir gut im Hotel an. Aus irgendeinem Grund haben wir kaum Pausen gemacht. Das lag nicht zuletzt an meinem Vater, der heute weite Strecken vorausgefahren ist, als hätte er zum Frühstück eine Dose Spinat gegessen. Fix noch den Checkin machen, das Zimmer beziehen und eine warme Dusche. Wunschvorstellung, denn die Chefin des Hotels offenbarte uns beinahe unbedeutend, dass das Warmwasser gerade nicht geht, morgen früh aber schon das dringend benötigte Ersatzteil käme. Kalt duschen wollte keiner von uns und so wurde uns nach einiger unnötiger Diskussion im Nachbargebäude eine Dusche bereitgestellt.
So, wie eingehend erwähnt, machen wir morgen einen Recovery Day, also gibt es voraussichtlich keinen Reisebericht. Kommt gut in die neue Woche!
Ruhetag. Wir haben uns heute zu Fuß den Nachbarort Melk angesehen. Sehr schick und ein bisschen Kultur darf auch mal sein.
Von Pöchlarn nach Wien, 129 km, 280 Hm
Der heutige Tag startete wieder mit einer satten Portion Regen. Wenigstens konnten wir uns gleich in der Unterkunft in Schale schmeißen, als dass wir unterwegs davon überrascht würden und uns dann einkleiden hätten müssen. Zum Glück war aber wenigstens der Wind auf unserer Seite und die Wege waren durchweg geteert, sodass das bisschen Bindfaden-Regen ganz erträglich war.
Nach etwa einer Stunde Outdoor-Dusche, die jedoch nur zu meinen Füßen durchdrang, hörte es so langsam auf, sodass wir uns von der störenden zusätzlichen Kleidung befreien konnten.
Die erste längere Rast unternahmen wir an einem ehemaligen AKW direkt an der Donau, wo wir feststellten, dass wir einen Teil der Verpflegung im Begleitfahrzeug hatten liegen lassen. Für mich war das jedoch weniger schlimm, da ich seit drei Tagen mein Frühstück von Brötchen auf Vollkornbrot umgestellt habe. Das hält deutlich länger vor, sodass ich selbst am Ende einer Etappe noch keinen Hunger verspürte.
Ich weiß nicht genau, woran es lag, am Ruhetag oder an dem kräftigen Rückenwind, aber heute lief und lief es. Immer auf dem rechtsseitigen Damm entlang hatten wir streckenweise bei 30 km/h das Gefühl von Windstille bei zunehmendem Sonnenschein. Auf einem Donauabschnitt fuhr ein Passagierschiff stromabwärts, das wir mit etwas höherem Tempo links liegen ließen.
Das inzwischen fantastische Wetter lockte offenbar auch einige andere Radler (ca. 80 % elektrisch unterwegs) aus den Löchern, die bei unserer zügigen Fahrt jedoch den Weg verstopften. Scheinbar denken einige, dass sie die schnellsten auf dem Weg sind, was eine Umsichtigkeit bei einzelnen Individuen nicht erkennen ließ. Da kann man klingeln, wie man will, es wird kein Platz gemacht. Egal, die meisten Radler ließen uns problemlos passieren.
Einschub für die Statistik: Auf der gesamten Strecke haben wir schätzungsweise 100 Radfahrer überholt, von exakt 3 Rennradlern wurden wir überholt. Aber es soll ja kein Wetteifern sein ;)
Joa, und während wir so dahin radelten, bemerkte ich mal wieder ein Geräusch im Antrieb des Fahrrades, das da nicht hingehört. Ganz lokalisieren konnte ich es noch nicht. Das werde ich mal die nächsten Tage noch weiter beobachten.
Am Ende der heutigen Etappe landeten wir in Wien. Wenn man vorher einige Tage zum überwiegenden Teil in der Natur unterwegs war, kommt einem das ziemlich laut, chaotisch und dreckig vor. Zumindest auf dem Weg am Donaukanal entlang, den wir gewählt hatten, um in die Unterkunft zu kommen. Ein anschließender Spaziergang im Prater ließ den Großstadt-Stress zumindest ein kleines Bisschen wieder verfliegen.
Von Wien nach Gabčíkovo, 131 km, 198 Hm
Los ging es heute den schon geschäftigen Weg durch den Prater in Wien auf der Hauptallee entlang. Trotz Wochentag joggten und radelten schon einige Eifrige durch die Parkquerungen, sodass man schon recht achtsam sein musste, um mit niemandem zu kollidieren. Und selbst ein Reh kreuzte die Allee direkt vor unseren Augen. Wir wollten aber nach links abbiegen und hielten ordnungsgemäß den Arm raus, sodass das Reh wusste, dass es jetzt die Straße überqueren kann.
Kurz hinter Wien sind wir bald auf eine Umleitung wegen Hochwassers gestoßen. Glücklicherweise war die Umleitungsstrecke recht gut ausgeschildert. Bis zu der Stelle, als laut Beschilderung die Weiterfahrt auf dem Damm entlang für Fahrräder gesperrt war. Hmm, also grob nach Sonnenstand und Karte einen Weg parallel der Donau gesucht und tatsächlich sind wir dann wieder auf dem ursprünglichen Weg angekommen. Leider waren an der Kreuzung bereits einige andere aufgeregte Radler, die auch nach Bratislava wollten und nicht wussten, wo es lang ging. Sie kamen aus der Richtung, in die wir weiter gemusst hätten, doch sie meinten, dass die Brücke überflutet sei und man sie nicht passieren könne. Auch bei uns machte sich nun Ratlosigkeit breit. Doch just in diesem Moment näherte sich ein PKW der Stadt Wien und klärte uns auf, dass wir 4 km zurückfahren müssten und dann rechts und dann immer auf dem Damm entlang. Doch das war genau die Strecke, die wir bereits der Umleitung entlang gefolgt waren. Dennoch fuhren wir sie ab und der einzige Weg aus einer Endlosschleife war für uns, den für Radfahrer gesperrten Damm weiter entlangzufahren. Letztendlich landeten wir hinter der gesperrten Brücke wieder auf dem Donauradweg. Diese eine Schleife hatte uns jedoch 20 zusätzliche Kilometer auf dem Tacho verbuchen lassen.
Wir konnten uns nun wieder weiter Bratislava nähern. Ein paar Radfahrer waren auf einer schmalen Brücke über die Donau sehr an der Umgebung interessiert, was uns zwar etwas in unserem Fluss ausbremste, mir aber auch ein paar Gelegenheiten bot, Fotos zu schießen.
Wieder an Burgen und Schlössern entlang sahen wir bereits aus der Ferne die ersten Gebäude und Siedlungen von Bratislava. Der heute wieder sehr präsente Rückenwind fegte uns mit teilweise über 45 km/h Richtung Metropole. In der Stadt reduzierte sich unsere Geschwindigkeit aufgrund der schlechten Radwege wieder drastisch. An der Donauprommenade machten wir eine Rast und buchten die nächste Unterkunft direkt im geplanten Zielgebiet für die heutige Etappe.
Weiter ging es auf schlechten Belägen wieder raus aus der Stadt. Die Wärme scheint mir etwas zu schaffen gemacht zu haben. Genug getrunken hatte ich eigentlich, dennoch war mir zwischendurch etwas schwummerig. Das legte sich allmählich wieder, als wir die Stadt verließen und wieder in den Rhythmus der rotierenden Pedalen kamen.
Bei einer weiteren Trinkpause hatten wir in einer schattigen Hütte direkt am schier endlosen Damm noch einen älteren Herren getroffen, der uns ein paar Minuten unterhielt, während wir uns stärkten.
Auch die restliche Strecke verlief auf einem sehr gut asphaltierten, ebenen Dammweg. Die kräftige Mittagssonne von rechts hat mir wahrscheinlich erneut den Arm versenkt, doch Anhalten war für uns bei einem Durchschnitt von 32 km/h auf etwa 40 km Strecke keine Option. Und so rasselten die Ketten bis in die Unterkunft durch.
Von Gabčíkovo nach Visegrád, 131 km, 280 Hm
Der heutige Start in den Tag verlief nicht wie gewohnt. Wir hatten ein kleines Ferienholzhaus gemietet und mussten uns um das Frühstück selbst kümmern. Leider ist beim Einkauf ein eklatanter Fehler passiert, denn im Einkaufswagen landete löslicher Kaffee - Decaf, also entkoffeiniert. Hui ich sage euch, das war bitter. Meine Eltern hatten sicher einige Mühe, mit meiner Morgenmuffellaune klarzukommen.
Doch irgendwann saß auch ich auf dem Rad und es ging mit schlafverquollenen Augen los. Die Müdigkeit war schlagartig nach genau 5 km weg, denn da hatten sich die Wege einer Wespe und der meines Mundes gekreuzt. Hastig versuchte ich sie von der Innenseite der Unterlippe wegzuschlagen, doch zu spät, der Stachel hatte sich bereits ins Fleisch gebohrt. Die restliche Fahrt stellte ich dann Quasimodo auf dem Rad dar. Und wie es das Schicksal wollte, wurde 20 km weiter mein Vater von einem schwarzen Insekt ins rechte Knie gestochen. Da passiert 10 Tage nichts und dann zwei Stiche innerhalb einer Stunde. Verrückte Welt!
Zum Jammern war keine Zeit, wir wollten vorankommen und so traten wir weiter in die Pedalen, wieder weite Strecken auf so geraden und langen Deichen, dass sich durch die Wärme am Ende Fata Morganen bildeten.
Als wir mal nicht auf den Dämmen, sondern durch die kleinen Ortschaften fuhren, kam es mir vor wie vor 30 Jahren in meiner Heimat: gewellter Asphalt, Schlaglöcher und Betonkanten auf der Fahrbahn. Aber gut, darauf wurde ich schon vorbereitet.
Empfohlen wurde mir noch die Besichtigung von Esztergom. Weit aus der Ferne erhob sich bereits die Basilika im Sonnenglanz. Drin waren wir nicht, aber wir sind durch den am Fuße liegenden Park gefahren und konnten sie uns zumindest aus relativer Nähe ansehen. Das passte von der Route auch ganz gut, denn unsere nächste Unterkunft lag rechtsseitig der Donau und in Esztergom war die letzte Brücke für einen Wechsel der Seite.
Hinter der Basilika führte dann ein eher schlechter Radweg weiter entlang des Flusses. Normalerweise hätte ich die Fahrradgruppe von vier Leuten direkt überholt, aber der Weg war hier so schlecht, dass eine schnellere Fahrt keinen Sinn ergeben hätte. Erst auf der nächsten Landstraße nutzten wir dann die Gelegenheit.
Landschaftlich hatte sich inzwischen einiges geändert. Die weite, flache, und für meinen Geschmack eintönige Ebene wich wieder imposanten Bergen, durch die sich die Donau schlängelte. Da waren die schlechten Straßen zweitrangig geworden. Am Ende unserer voraussichtlich vorletzten Etappe wartete ein Boot-Hotel, mal etwas anderes :)
Von Visegrád nach Budapest, 53 km, 175 Hm
Nach einem üppigen und sehr schmackhaften Frühstück auf unserer schwimmenden Unterkunft war der Einstieg in die heutige, letzte Etappe denkbar angenehm. Denn es ging erst einmal rüber mit der motorisierten Fähre auf die linke Donauseite, um wieder der geplanten Route zu folgen.
Dort fuhren wir durch Dörfer, über Felder und Wälder, aber fast immer auf asphaltierten, aber holprigen Radwegen. Wer Achtsamkeit sucht, wird hier fündig, denn ein unachtsamer Moment kann hier wehtun ;)
Je näher wir an Budapest heranrückten, desto mehr Wassersportler waren unterwegs, vor allem Kanu-Fahrer. Vielleicht lag das aber auch daran, dass das Wochenende vor der Tür stand und das Wetter ausgezeichnet sonnig war. Nämlich so gut, dass es uns bei relativ geringer Anstrengung die eine oder andere Schweißperle auf die Stirn tupfte.
So weit ich die Augen auch aufhielt, um ein heroisches Bild am Ortseingang von Budapest machen zu können, es gelang mir nicht. Stattdessen endeten die deutlich verbesserten Radwege im nahen Umfeld der Stadt und wurden durch Gehwege und stark befahrene Straßen ersetzt. Wir entschieden uns für erstere Variante, da wir nicht wussten, wie die Autofahrer auf ein paar touristisch anmutende Radreisende reagieren würden.
Nachdem wir die Strapazen der Großstadt überwunden hatten, kamen wir an unserem Ziel an: Im Zentrum von Budapest - am "Heldenplatz". Wenn, dann richtig ;)
Und hier endete unsere Tour. Ohne eine einzige Panne, mit eigener Muskelkraft, gesund und munter. Ich glaube, dass wir sehr dankbar dafür sein können, diese Fahrt zusammen gemacht haben zu können! Es war sicher nicht immer leicht, bei Regen, Knie- und Nackenschmerzen nicht aufzugeben, sondern das Ziel weiter fest im Blick zu haben. Aber vielleicht sind es gerade die Unwegsamkeiten, auf die man nach der Bewältigung aufeinander stolz sein kann.
Ich weiß, meine Mutter, die uns auf der gesamten Reise mit dem Auto begleitet hat, ist in den Berichten viel zu kurz gekommen. Sie hatte uns stets bestens umsorgt, Proviant gekauft, verabschiedet, nach den Etappen empfangen und uns eine sehr gute Sicherheit gegeben, wenn doch einmal was passiert wäre. Daher an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an sie!
Danke auch an meinen Vater, mit dem ich die letzten Tage zusammen auf dem Rad verbringen durfte und der meinen vielleicht manchmal etwas sportlichen Ehrgeiz stoisch ertrug und mich zum Glück auch mal eingebremst hat. Dennoch waren wir, so denke ich, am Ende des Tages ein sehr gut eingespieltes Team auf sportlicher Augenhöhe - trotz Altersunterschied. Gegenseitig haben wir uns Mut gemacht, wenn das Wetter auch mal nicht für einen Sonntagsausflug tauglich war oder doch noch ein paar Kilometer bis zur nächsten Pause geradelt werden sollten.
Bedanken möchte ich mich auch bei allen Lieben, die auf den vielen anderen Kanälen Beistand und Empfehlungen geleistet haben oder einfach nur ein offenes Ohr hatten!
Nun werden wir noch ein paar Tage in Ungarn verweilen und etwas umherreisen, wie es uns gefällt. In diesem Sinne, Danke fürs Lesen und kommt gut durch den Sommer! Wir lesen uns bei einer der nächsten großen Touren!
Von Budapest zum Balaton, 121 km, 575 Hm
Die offizielle Radreise ist zwar schon beendet, aber wir haben noch Zeit und so entschieden wir uns, mit dem Auto noch zum Balaton zu fahren. Da ich gestern schon kein Rad gefahren bin, juckte es bereits wieder in den Beinen und eine Recherche über die Entfernung zur Unterkunft am Balaton war schnell durchgeführt. Sie war angemessen und ich wollte die Strecke mit dem Rad zurücklegen. Mein Vater war bis zum Morgen der Abreise noch unentschlossen, entschied sich dann jedoch dagegen und wählte das Auto.
Für mich die Gelegenheit, mein eigenes Tempo zu fahren. Mein Fahrstil ist etwas anders, als im Duo. Ich beschleunige gern schnell auf die Reisegeschwindigkeit, was zwar mehr Energie kostet, aber mir irgendwie besser liegt. Und so fuhr ich mit insgesamt höherer Durchschnittsgeschwindigkeit aus Budapest hinaus über Dörfer, durch Städte und am kleinen Balaton (Valencer See) vorbei.
Da ich bereits gut vorangekommen war, kam mir in den Sinn, dass ich mir ein Ziel setzen könnte. Ich rechnete etwas herum und fand heraus, dass es theoretisch möglich sein müsste, die 121 km in unter fünf Stunden inklusive Pausen zu schaffen. Das Wetter passte, der Wind kam von der Seite und die erste kurze Pause hatte ich erst nach der Hälfte eingelegt. Und mit solch einem Ziel vor Augen radelt es sich gleich viel motivierter ;)
Insgesamt sollte die geplante Strecke sieben Anstiege haben. Zwei lagen noch vor mir. Ich rechnete und rechnete, welchen Durchschnitt ich auf der restlichen Strecke benötigte, um unter den fünf Stunden zu bleiben. Genau nach vier Stunden brauchte ich noch einen Schnitt von 25,7 km/h. Sportlich, aber machbar. Die hohe Leistung machte mich durstig, doch es war kaum Zeit. Ein hastiger Schluck Apfelschorle musste reichen. Leider lag zu diesem Zeitpunkt noch ein Anstieg vor mir, der mir den Plan hätte durchkreuzen können. Alle Möglichkeiten zum Gutmachen von Strecke wie das Schneiden von Kurven, laxe Interpretationen von Stopp-Schildern und das Bergauffahren über einer sinnvollen Leistungsschwelle wurden ausgenutzt.
Eine halbe Stunde noch Zeit und noch 13,4 km vor mir, also ein benötigter Schnitt von 26,8 nach dem letzten Anstieg. Noch 20 Minuten, 15, zehn. Nachdem ich alles gegeben hatte, zeichnete sich ab, ich kann es schaffen, wenn nichts dazwischen kommt.
An den Bahngleisen entlang. Doch was macht der geplante Track jetzt? Nach links über die Gleise! Hoffentlich sind die Schranken offen. Waren sie. Noch 3,5 Minuten Zeit und wenige hundert Meter. Eine rote Ampel, verdammt! Auf der anderen Seite konnte ich schon das Ziel sehen. Sekunden vergehen wie Minuten beim Warten auf das Grün. Doch da war es endlich. 1:45 Minuten vor der vollen fünften Stunde habe ich das Ziel erreicht, herrlich!
Ost-Balaton Runde, 78 km, 339 Hm
Ich habe hier unten in Ungarn zu viel übrige Zeit, die gefüllt werden möchte. Und so stand heute eine kleine Tour mit meinem Vater um den Ost-Balaton, beginnend in Siófok, an. Bereits vormittags fühlte sich die Luft deutlich wärmer an als die angekündigten 20 °C beim Start.
Die lockere Tour ging entgegen dem Uhrzeigersinn immer entlang des Ufers, bzw. auf den markierten Radwegen. Der erste Teil der heutigen Strecke war der letzte Teil der Anfahrt aus Budapest, nur in umgekehrte Richtung. Daher kannte ich schon etwa den Verlauf und die bevorstehenden Höhenmeter. Denn ganz im Osten des Balatons geht es ziemlich weit hinauf. Von dort bietet sich aber auch ein sehr guter Blick auf den See.
Es wurde heute eine lockerere Runde, denn die gestrige Fahrt steckte mir noch ziemlich in den Beinen. Auch wenn ich wieder die Treppen im Hotel recht gut steigen konnte (anders als gestern Abend), so war die volle Leistung beim Radeln noch nicht wieder abrufbar. Zudem wehte eine steife Brise aus Norden, was ziemlich viel Kraft kostete. Die teilweise zerklüfteten Radwege waren da keine Unterstützung. Doch im gegenseitigen Windschatten meisterten wir auch diese Herausforderung.
Nach etwa 3 Stunden erreichten wir die Fähre von Tihanyrév nach Szántód und die Sonne brannte inzwischen ziemlich. Nach dem Übersetzen hatten wir noch 13 km bis zur Unterkunft, die wir im Strom der anderen Touris mitschwammen.
Balaton Orbit, 202 km, 739 Hm
Für den letzten Tag in Ungarn hatte ich mir noch eine kleine Cool-Down Runde zurecht geplant. Nachdem wir zwei Tage zuvor bereits den östlichen Teil des Balatons befahren sind, schien es mir machbar, auch den gesamten See zu umfahren.
Also Strava anschmeißen und die Route planen. Als ich die 200 km las, wurde mir etwas mulmig bei dem Gedanken. Auch das Wetter hatte eine Überraschung vorbereitet: Den geplanten Tag sollte es besonders windig werden. Bei der Windrichtung bedeutete das, etwa 100 km Gegenwind.
Doch was geplant ist, wird auch durchgezogen. In 10 Stunden sollte das gut machbar sein, dachte ich mir. Da es im Hotel erst um 8 Frühstück gab, bin ich erst kurz nach 9 losgekommen. Mit leichtem Rückenwind durfte ich es auf den ersten 40 km Richtung Westen dennoch nicht übertreiben, denn dann kam erst noch der anspruchsvolle Teil gegen den Wind. Und am Ende, dem östlichen Ufer warteten noch ein paar Höhenmeter auf deren Bewältigung.
Die Strecke zog sich ziemlich und es waren etliche Radler unterwegs. Manche Radwege waren so schmal, dass ich einige Zeit hinterher trotten musste. Das war aber nicht schlimm und half etwas bei der Regeneration.
Nach etwas über 9 Stunden Fahrzeit war ich herum. Ziemlich erschöpft und müde, aber glücklich, es geschafft zu haben.